Das deutsche Selbstverwaltungssystem entpuppt sich mehr und mehr als Mühlstein um den Hals der freiberuflich tätigen Ärzte, findet die Interessengemeinschaft Medizin in Anbetracht der miserablen Honorarabschlüsse für die Ärzteschaft. Und will etwas dagegen unternehmen, dass die in den Heilberufen Tätigen in Deutschland durch eine seit Jahren verfehlte Politik in den Abgrund gezogen werden.
„Seit 7 Jahren ist die deutsche Ärzteschaft von der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland abgeschnitten,“ erklärt Ilka Enger, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Medizin anlässlich eines Verhandlungsdebakels der kassenärztlichen Bundesvereinigung. Sie bezieht sich auf die Aussagen des Zentralinstituts der KBV, welches letzte Woche die durchschnittliche Lohnentwicklung der Angestellten (19% in den letzten 7 Jahren) mit der Honorarentwicklung der freiberuflichen Ärzte (6% im gleichen Zeitraum) verglichen hatte.
„Wenn ich mit einem so blamablen Ausgangswert in Verhandlungen gehe, dann kann ich nicht nach 7 Stunden mit einer weiteren Klatsche mit 1,6% Honorarsteigerung vom Tisch aufstehen, ohne hinterher meinen Hut zu nehmen und zurückzutreten,“ sagt Bernhard Salomon, Schatzmeister des Vereins. „Herr Gassen hat uns damit einen weiteren Verlust in unseren Praxen beschert – wen wundert es, dass sich immer mehr Kollegen die Rente herbeisehnen?!“
In Anbetracht dieser erneuten Schlappe nehme die Bereitschaft der Ärzte wieder deutlich zu, sich gegen die immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen in bundesdeutschen Praxen zur Wehr zu setzen.
„Wenn Herr Spahn meint, dass er in Anbetracht dieser unerträglichen Arbeitsbedingungen in der ambulanten, freien Medizin immer noch Einen drauf satteln kann, in dem er uns noch mehr unbezahlte Arbeit verordnet, uns in die Terminplanung hineinpfuschen lässt und den Großkonzern-MVZs das Wort redet, dann muss er sich demnächst nach neuen Zwangsarbeitern umschauen,“ wettert Ilka Enger. „Der derzeitige gesundheitspolitische Kurs und die Arroganz der Kassenfürsten, die die Ärzte als eine Art Lohnsklave betrachten, führt zum Ausverkauf des deutschen Gesundheitswesens vor allem auf Kosten der Beitragszahler.“
Die Krankenkassen verbrannten dabei lieber das Geld der Beitragszahler im herrschenden Niedrigzinsniveau durch Negativzinsen statt es in die Behandlung ihrer Versicherten zu investieren. Sie gebärdeten sich dabei fast wie betriebswirtschaftliche Heuschrecken und missachteten die Bedürfnisse ihrer Versicherten.
„Wir werden diesem Treiben nicht länger zuschauen,“ sagt Steffen Grüner, stellv. Vorsitzender der IG Med. „Derzeit sprechen wir mit allen anderen heilberuflich Tätigen, die mit uns unter diesen unerträglichen Arbeitsbedingungen im deutschen Gesundheitswesen leiden. Es könnte also durchaus einen heißen Herbst geben, wenn die Gesundheitspoliteska nicht endlich Vernunft annimmt. Wir können unter diesen Bedingungen nicht mehr für die Gesundheit unserer Patienten garantieren und wir wollen es auch nicht mehr.“
Eine deutliche Warnung an die derzeitige Regierung, die immer noch versucht, dieses drohende Desaster auszusitzen.