Ärzteverband fordert Reform der Gebührenordnung für eine nachhaltige Patientenversorgung

Berlin, 13. September 2024

Die IG Med, ein unabhängiger Interessenverband für Heilberufe in Deutschland, übt scharfe Kritik an der Gesundheitspolitik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Im Rahmen einer Pressekonferenz am 11. September 2024 in Berlin machte der Verband, der Haus-, Fach- und Zahnärzte, Apotheker sowie weitere Gesundheitsberufe vertritt, auf die dringenden Probleme im Gesundheitssystem aufmerksam. Besonders die seit 1996 unveränderte ärztliche Gebührenordnung (GOÄ) steht im Fokus der Kritik.

Bewährte Strukturen unter Druck

Dr. Steffen Grüner, Allgemeinmediziner und 2. Vorsitzender der IG Med, betonte, dass die Politik von Minister Lauterbach die bewährten Versorgungsstrukturen in Praxen und Kliniken gefährde: „Viele von Lauterbachs Gesetzesinitiativen mögen gut gemeint sein, doch sie verschärfen den Personalmangel und gefährden die flächendeckende Versorgung.“ Ein Beispiel sei das Konzept der Gesundheitskioske, welches viel Geld koste, aber keine nachhaltige Lösung für den Fachkräftemangel biete.

Ein Gesundheitssystem am „Kipppunkt“

Dr. Ilka Enger, Vorsitzende der IG Med, warnte vor einem Kollaps des Systems: „Wir haben den Kipppunkt erreicht. Patienten warten monatelang auf Facharzttermine, finden keinen Hausarzt oder verbringen Stunden in überfüllten Notaufnahmen.“ Sie forderte ein Umdenken in der Gesundheitspolitik, um die Stabilität des Systems zu sichern.

Reform der Gebührenordnung dringend notwendig

Ein zentrales Anliegen der IG Med ist die Reform der GOÄ. Die derzeitige Gebührenordnung ist veraltet und bildet nicht mehr die wirtschaftliche Realität in Arztpraxen ab. „Ohne eine flexible und dynamische Gebührenordnung können viele Praxen wirtschaftlich nicht überleben“, so Dr. Grüner. „Die Privatpatienten sind oft eine Quersubvention für die Versorgung der gesetzlich Versicherten. Ohne sie würde das System zusammenbrechen.“

Gefahr des Kollapses durch starre Strukturen

Prof. Günter Neubauer vom Institut für Gesundheitsökonomik in München stellte ein Gutachten vor, das die Defizite des derzeitigen Systems beleuchtet und Vorschläge für eine Neugestaltung der Gebührenordnung enthält. Er plädierte für einen „harmonisierten Gesundheitspreisindex“, der die Kostensteigerungen in den Bereichen Energie, Immobilien und medizinischer Infrastruktur berücksichtigt. „Ein erstarrtes System kann nicht funktionieren. Wir brauchen Flexibilität, um auf regionale und individuelle Bedingungen eingehen zu können“, so Neubauer.

Gefahr durch die elektronische Patientenakte

Dr. Andreas Meißner, Psychiater und Psychotherapeut, vertritt das Bündnis für Datenschutz und Schweigepflicht (BfDS) und äußert Bedenken zur elektronischen Patientenakte (ePA), die ab Januar 2025 automatisch für alle Bürger eingeführt wird. Diese Akte speichert Gesundheitsdaten zentral auf Servern privater Unternehmen wie IBM und Bitmarck. Meißner kritisiert die fehlende Transparenz über die Nachteile der ePA sowie den Zwang durch das Opt-out-Verfahren. Er sieht Datenschutzrisiken, wie den möglichen Missbrauch von sensiblen Daten durch Dritte, und weist auf die Gefahr der Stigmatisierung bei psychischen Erkrankungen hin. Zudem betont er, dass viele Patienten überfordert sein könnten und die Kontrolle über ihre Daten verlieren. Statt einer zentralen Speicherung plädiert er für dezentrale Lösungen und sichere digitale Verbindungen ohne hohen Kostenaufwand. Die ePA sollte seiner Meinung nach freiwillig und ohne zentrale Speicherung gestaltet werden, um das Arzt-Patienten-Geheimnis zu wahren.

Zukunftsfähigkeit durch Innovation und Dynamik

Die IG Med fordert eine Reform, die Innovation und Dynamik im Gesundheitssystem fördert, anstatt auf Einheitlichkeit zu setzen. Dies sei der Schlüssel, um die Versorgung der Patienten auch in Zukunft zu gewährleisten und dem drohenden Zusammenbruch des Systems entgegenzuwirken.

 

Kontakt zur IG Med

Link zu unserer Pressemappe: https://www.ig-med.de/download/pressemappe-ig-med-e-v-zur-pk-am-11-09-2024-in-berlin/

Video der Veranstaltung:

https://www.epochtimes.de/epoch-tv/vor-ort/live-ab-1030-uhr-ig-med-bestes-gesundheitswesen-der-welt-wird-systematisch-kaputt-gespart-a4862548.html


Über die IG Med
Die IG Med ist ein unabhängiger Interessenverband für Heilberufe in Deutschland. Mit rund 900 Mitgliedern setzt sich der Verband für die Interessen von Haus- und Fachärzten, Zahnärzten, Apothekern und weiteren Gesundheitsberufen ein. Ziel der IG Med ist es, eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung in Deutschland sicherzustellen.

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