Liebe Mitglieder der IG-Med!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir wünschen Ihnen natürlich auch ein gutes neues Jahr 2024. Vor allem Gesundheit und eine ausreichende Resilienz gegen die immer neuen Zumutungen im Gesundheitswesen. Und wir wünschen Ihnen die Kraft für einen „Plan B“, falls dieser notwendig werden sollte.
Gleichzeitig sehen wir uns als IG Med e.V. weiterhin als Ihre Informationsquelle, um Ihnen die Möglichkeiten des persönlichen Widerstandes aufzuzeigen. Wir sind Ihre Speerspitze, um die ungerechten Entwicklungen im Gesundheitswesen zu bekämpfen und für Veränderung zu sorgen.
Und wir werden auch im Jahr 2024 nicht schweigen und weiter unseren Protest – zusammen mit anderen Berufsverbänden – weiter in die Politik, in die Körperschaften oder nach Berlin tragen. Und dazu brauchen wir auch weiterhin Ihre aktive Mithilfe!
Protestmaßnahmen – „Generalstreik“
Derzeit erleben wir beispiellose Proteste der Landwirte, flankiert von Transportunternehmen, Handwerkern und kleinen Mittelständlern. Auch aus dem medizinischen Bereich schließen sich mehr und mehr Beschäftigte an.
Wir haben Verständnis für die Wut der Landwirte, denn wir haben ein ähnliches Problem in unserem Bereich: Wir sind diejenigen, die in Krisensituationen den Kopf hinhalten, wir sind diejenigen, die die Versorgung vor Ort – in unserem Fall die medizinische Versorgung – gewährleisten Und wir sind diejenigen, die dafür dann auch noch in den Allerwertesten getreten werden. Die regelhaft verunglimpft werden. Denen man die (schwindenden) Honorare neidet und uns das Recht abspricht, mit unserem verantwortungsvollen Beruf auch noch unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Man begreift nicht, dass wir auch ein unternehmerisches Risiko stemmen und für die Entlohnung unserer Mitarbeiter sorgen müssen.
So ähnlich geht es den Landwirten eben auch – sie sorgen dafür, dass es etwas zu essen auf dem Tisch gibt und wollen davon eben auch ihren Lebensunterhalt und ihren Hof erhalten können.
Deshalb sind wir solidarisch mit den Landwirten und allen, die unser Leben vor Ort am Laufen halten. Deshalb würden wir Sie als unsere Mitglieder bitten, zu prüfen, ob Sie sich in den Protesten vor Ort engagieren wollen und mit den Organisatoren Kontakt aufnehmen wollen, um sich an den Aktionen zu beteiligen.
Wir selbst müssen aber auch unsere Interessen im Blick behalten. Deshalb wird es für uns am 09.01.2024 interessant, wenn sich die Funktionäre von großen Berufsverbänden und Körperschaften mit Karl Lauterbach im Bundesgesundheitsministerium treffen. Hier braucht es eine ähnlich klare Haltung wie bei den Landwirten. Es muss klar sein, dass wir – wie die Landwirte – unsere Praxen verteidigen werden, dass wir dazu ein ordentliches Honorar brauchen und Sicherheit für unsere Praxen und Apotheken. Wenn hier nur Larifari kommt, dann erwarten wir vom Virchowbund, dass man vom Tisch aufsteht und dass wir dann die angekündigten Protestwochen folgen lassen.
Wir wissen, dass die Zahnärzte mit uns zusammen aufstehen werden und dass auch die Apotheker darüber nachdenken, sich den Protesten anzuschließen. Denn eines ist klar: Wir haben alle dieselben Probleme mit einer abgehobenen nicht mehr sachgerechten Politik, die nur fordert, aber nichts mehr gibt.
Das E-Rezept – Happy new year!
Bereits im Dezember haben wir von der IG Med auf die Probleme mit dem E-Rezept hingewiesen. So konnte über einen QR-Code mehrere Rezepte vollständig unterschiedlicher Patienten abgerufen werden konnten. Das ist unseres Erachtens für Patienten lebensgefährlich, wenn sie Fremdmedikation bekommen. In einem Brandbrief haben wir die Gesundheitspolitiker, Kammern und K(Z)Ven informiert. Meist kam ein Verweis auf die Gematik oder eben auf die Bundesvereinigungen. Von vielen kam nicht einmal eine Reaktion – Berlin war in den Weihnachtsferien!
Die KV Bayerns erklärte schließlich, dass der Fehler (den andere gar nicht erkannt haben wollten) inzwischen behoben sei. Daran lässt sich durchaus zweifeln, denn uns erreichen nach wie vor Berichte über solche Vorfälle.
Seit dem 02.01. ist nun das Rezept offiziell am Start und ab dem 03.01. gab es ein Problem mit den Providern der „digitalen Identität“ Bitmark und IBM, so dass die APP für entsprechende Patienten nicht nutzbar ist
In einer Umfrage des Ärztenachrichtendienstes gibt es bei 74% der Praxen mehr oder weniger große Probleme mit dem E-Rezept. Die Apotheker berichten über große Unsicherheiten, ob die E-Rezepte nicht in Problemfällen retaxiert werden und damit eine wirtschaftliche Bedrohung darstellen.
In den Medien wird behauptet, dass Papierrezepte (Muster 16) nicht mehr möglich seien, was eine klare Fehlinformation ist.
Liebe Kollegen, das Muster 16 hat weiterhin Gültigkeit und kann ohne Probleme eingelöst werden. Wir sollten diese Möglichkeit nutzen!
Die eAU – was kostet das eigentlich?
Wir werden nach einem Jahr eAU mit den Arbeitgeberverbänden Kontakt aufnehmen, denn wir sind überzeugt davon, dass auch dieser Digitalschrott nur eins ist: TEUER und DYSFUNKTIONAL.
Der Abruf einer eAU durch den Steuerberater kostet bis 20 Euro – und zwar pro Abruf. Aus Personalabteilungen hört man, dass – je nach Größe des Betriebs – bis zu 300 AUs pro Monat nicht abrufbar seien. Viele Arbeitgeber lassen sich inzwischen immer einen Papier-Bescheinigung ausdrucken, um irgendetwas für ihre Verwaltung zum Nachweis haben.
Insofern werden wir nachfragen, was die AU an Kosten und Bürokratie in die Betriebe getragen hat. Und was die eAU für uns in den Praxen an zusätzlichem Aufwand bedeutet.
Das Jahr 2024 wird interessant – sorgen wir dafür, dass es für uns Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und medizinischen Berufe besser wird.
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
Ilka M. Enger
Steffen Grüner
Annette Apel
Christian Kegel
Bernhard Salomon